Als der Adelige Heinrich, Sohn des Edlen Diether und seiner Frau Meinlindis, im letzten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts begann, eine Burg auf dem Keratophyrfelsen über der Dörsbachkrümmung zu Katzenelnbogen zu bauen, konnte er nicht ahnen, dass er damit eine spätmittelalterliche Erfolgsgeschichte ersten Ranges begründete. Mit dem Rheinzoll von St. Goar begann um 1190 der Aufstieg der Grafen von Katzenelnbogen. Dazu kam der Salmenfang aus den Untiefen bei St. Goar und St. Goarshausen. Das Kloster Eberbach erlangte von ihnen Zollfreiheit für die für das Kloster wichtigen Weintransporte. Unter ihrer Herrschaft entlang des Rheins ist zum ersten Mal der Anbau von Riesling urkundlich belegt. Die Einkünfte aus Zoll, Wein und dem Lachsfang wurden von den Grafen von Katzenelnbogen sorgfältig gepflegt und ausgeweitet, so dass der letzte Graf Philipp der Ältere von Katzenelnbogen den Erzbischof von Mainz vollständig finanzieren und den Erzbischöfen von Trier und Köln manches wirtschaftliche Problem lösen konnte.

War es zunächst eine Frage der Absicherung, dass die Grafen von Katzenelnbogen Burgen in Hohenstein, Burgschwalbach und Reichenberg bauten, so wurde daraus später mit den zahlreichen Burgen am Rhein ein flächendeckendes Netz der sicheren Beherrschung ihrer Besitztümer.

Zu der Geschichte neuerer Zeit kann das 1923 im Schloss eingerichtete kleine Heimatmuseum erwähnt werden, welches – bis auf wenige Stücke – ein Opfer des Zweiten Weltkriegs wurde. Nach Jahren als Stätte für ein Kindererholungsheim (von 1948-1971) sowie der Nutzung als Jugendherberge von 1955 bis 1971 erfolgte nach einer langen Phase des Leerstandes des 400 Jahre alten Von der Leyenschen Gemäuers die Umgestaltung zum (nun geschlossenen) Hotel und Gastronomiebetriebes „Schloss Katzenelnbogen“. Von der alten Burg sind nur der Torturm und Teile der Mauer erhalten.

Mehr als 15 Jahre konnten Besucher keinen Fuß mehr auf das Schlossgelände setzen. Da machte es neugierig, bei dem Schlossgartenfest am 31. Mai und 1. Juni wieder einmal einen Blick auf den Schlosshof und das Gelände um das Gebäude herum zu werfen. Für viele Menschen war es ein besonderer Moment, als der Vorsitzende des Verkehrsvereins Einrich, Harald Gemmer, das historische untere Tor des Katzenelnbogener Schlosses öffnete und damit den „Startschuss“ für das erste Schlossgartenfest gab.

Schon im vergangenen Jahr engagierte sich der Verkehrsverein Einrich mit einigen Mitstreitern und suchte nach Möglichkeiten, dort wieder Leben einkehren zu lassen.  Das Schloss als Wahrzeichen von Katzenelnbogen und des Einrichs sollte wieder in die Wahrnehmung der Menschen gerückt werden, um Aufmerksamkeit für das stadtbildprägende historische Ensemble zu erzeugen.

Über Kontakte mit den Eigentümern, die sich im vergangenen Jahr mit Vertretern des Verkehrsvereins trafen, kam es auf dem Schlossgelände zu ersten Arbeitseinsätzen. Die Stadt hatte mit der Ausweisung eines Sanierungsgebiets dazu Rahmenbedingungen für Investitionen geschaffen. „Das muss jetzt genutzt werden. Der erste Schritt sollte sein, die Tore des Schlosses zu öffnen, um Menschen die Möglichkeit der Begehung zu geben, Veranstaltungen anzubieten. „Die Gastfreundschaft der alten Grafen soll wieder aufleben“, so Harald Gemmer, Vorsitzender des Verkehrsvereins, im Rahmen einer Aufräumaktion im vergangenen Frühjahr. Der Einsatz von Fachbetrieben war dringend nötig und konnte über Spenden, insbesondere der Naspa Stiftung Initiative und Leistung umgesetzt werden.

In diesem Jahr nahmen die Akteure wieder einen neuen Anlauf. Mit professioneller Hilfe, aber auch ganz viel ehrenamtlichem Engagement hatten die zu den Vereinsmitgliedern hinzugekommenen Freiwilligen das Gelände und das Tor freigeschnitten. „Eigentlich wollten wir das Fest ja schon 2024 abhalten“, erinnerte sich Gemmer in der Nachschau. Aber die nötigen Aufräumarbeiten nahmen dann doch mehr Kraft und Zeit in Anspruch, als ursprünglich erhofft. Nun aber war es Ende Mai so weit: Zwei Tage lang konnte die Öffentlichkeit den sonst gesperrten Schlosshof für sich entdecken.

Vielen Menschen kamen dabei auch alte Erinnerungen in den Sinn: „Wir haben hier vor 32 Jahren geheiratet“, erzählte ein Ehepaar Harald Gemmer. Damals war das Schloss mit Gastronomie, Hotel und Schlossbühne weit über die Grenzen des Einrichs hinaus bekannt. Es waren aber nicht nur „Alte“, welche die Gelegenheit nutzten, mal wieder einen Blick hinter die Mauern zu werfen. „Es waren auch viele junge Familien mit Kindern da“, freute sich der Pianist, Komponist und Konzertveranstalter Matthias Frey, der das Kinder- und Bühnenprogramm organisierte.

Als es am Samstagnachmittag zeitweise stark regnete, holte man zum Beispiel kurz entschlossen die Kinder hoch auf die Bühne, dort konnten sie im Trockenen aus nächster Nähe einem Puppentheater folgen. „Nach dem Regen kamen die Leute aber immer wieder“, freute sich Gemmer. So konnten sie später nach Einbruch der Dunkelheit stimmungsvolle Lichtilluminationen auf den alten Schlossmauern bewundern. Zuvor hatten Joachim Wester und Uli Werner mit ihrer Geschichte der Grafen von Katzenelnbogen „Alles für die Katz“ für einen echten Höhepunkt des Festes gesorgt. Die Menschen waren fasziniert und begeistert. Der mehr als gelungene Auftritt wird sicher seine Wiederholung finden.

„Ein Thema sind jedoch wie bei jeder neuen Veranstaltung die Kosten“, räumte Harald Gemmer ein. „Wir haben eine gemeinsame Finanzierung“, berichtete er. „Der Verkehrsverein Einrich und die Kulturinitiative der Verbandsgemeinde ‚Dialog Aar-Einrich‘ werden Kosten übernehmen.“ Hinzu kommen Spenden aus Handel und Wirtschaft und auch von der Apollonia von Ehr Stiftung, die im Einrich aktiv ist. „Auch die Bewirtschaftungsbetriebe, also Essen und Trinken, haben einen Obolus geleistet und so denken wir, können wir unsere Erstveranstaltung gesund finanzieren“, lautete das positive Fazit. Wie soll es nun aber weitergehen? „Es wäre schön, wenn es pro Jahr drei bis vier Veranstaltungen im Schlosshof geben könnte“, sagte Matthias Frey. „Eine davon wäre dann das Gartenfest. Ich habe für das Fest bewusst keine Künstler und Musiker mit großen Namen eingeladen, sondern ebenfalls auf Regionalität gesetzt.“ Für das bunte Programm während des Festes konnte Gemmer den Musiker und Komponisten Matthias Frey gewinnen, der auch als Ausrichter des Weltklang Festivals bekannt ist. Das Publikum erfreute sich an dem Gitarristen und Sänger Karl-Heinz Betz, der das Fest mit bekannten Oldies eröffnet und später noch einmal zur Gitarre griff. Auch Yannik Monot, Björn Meindl, Stefan Schwarz oder die Gruppe „Jentellmen“ passten mit ihrem Programm hervorragend in das Ambiente des Festes

Der Einladung gern gefolgt war auch der Männerchor Chorgemeinschaft Katzenelnbogen-Allendorf, und der Gemischte Chor „Taktgefühl“ aus Mudershausen.

Harald Gemmer dankte den vielen freiwilligen Helfern, die das Gelände und den völlig zugewucherten Zuweg zum Schlossgarten freigeschnitten haben, den Verantwortlichen der Stadt und Matthias Frey. „Ich freue mich sehr, dass unser Schloss nun seine Tore geöffnet hat und die Menschen das Wahrzeichen Katzenelnbogens näher kennenlernen können.“ Ein solches Wahrzeichen diene auch zur Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt. Es dürfe keine verschlossenen Türen haben. Eine Attraktion, die passte, waren der märchenhafte Upcycling Markt, der wegen zu befürchtender Regenschauer in die Stadthalle umziehen musste. Marina Wolf hatte die Leitung dieses Marktes. Es war ein kreatives Feuerwerk.

Einen Hauch Mittelalter vermittelten auch die Ritter von „Heinrich Knebel von Catzenelnbogen und seiner Gefolgschaft“. Schön fanden die Kinder hier auch die Lesung des Kinderbuch-Autorinnen-Teams „Lisanna“ –   Lisa Müller und Anna Alberti.  Der Ritter ist im bürgerlichen Leben Michael Busch, der sich mit Marina Wolf um den Markt kümmerte.

So hatten die Besucher die Möglichkeit, hier einen historischen Rundgang über den Schlossberg zu genießen und hatten großartige Eindrücke von Kunst, Regionalem, Historischem und einem sowohl unterhaltsamen und anspruchsvollem Bühnenprogramm.